Replik auf Kommentar Johannes Michael Helsper
Mai 2023
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Herrn Johannes Michael Helsper
REPLIK auf BRSD-Kommentar „KONVIVIALISMUS für ein besseres Zusammenleben“ vom 21.4.2023, April 17, 2023 (?), 2 Teile
Auf Anraten von BRSD habe ich mich verzögert mit meinem aktuellen Anliegen auf dieser Ebene eingelassen. Das ist nicht mein Umfeld und ich lehne es (vorab jedenfalls) sogar ab, will aber vielleicht doch meine Erfahrungen machen.
Mit dem Helsper-Beitrag fällt es mir besonders leicht, denn ich finde ihn einfach erstaunlich und erfreulich sachlich, großartig, motivierend und weiterführend.
„Das ‚Manifest‘ ist ein wichtiger Meilenstein für die Zusammenarbeit“ – Danke! Schon der Hinweis auf den befreiungstheologischen und ökumenischen Vorläufer-Kontext durch Theo Sundermeier liegt ganz auf meiner Linie, insbesondere bei dieser kirchlich-theologischen Vernachlässigung. Dabei spielt in der Tat die basis-gemeinschaftliche Lebenserfahrung und eine „Kirche mit [sogar für andere] anderen“ eine zentrale Rolle. Aktuell habe ich sie mehrfach thematisiert (Börngen BoD 2023). Hier konnte ich auch festhalten: „Übrigens haben wir 2007/2008 zur analogen Konvivenz (Theo Sundermeier 1986 und 2000) in einer Ökumene der Weltreligionen neben der propagierten Hilfs-, Lern- und Festgemeinschaft als 4. These eine spirituelle Gemeinschaft hinzugefügt.“ So wird heute Konvivenz und Konvivialismus zur geradezu existentiellen „Überlebensstrategie“.
„Lernen“ kann es allerdings nicht nur sein. Mitte der 50er Jahre habe ich selbst katastrophale Erfahrungen mit deutscher „Pädagogik“ erfahren müssen. Entschuldigung, wenn ich das als Mediziner mir erlaube, zu behaupten, bis heute hat man hier offiziell wohl nichts gelernt. Verheerende Entwicklungen, wie in der Medizin! Eine sogar eher zunehmende kommerziell-politische und utilitaristische Unterwanderung auch der Pädagogik!
Lernendes und vor allen Dingen aufgeschlossen-menschliches Umdenken muß zu einem aktiven transformatorischen Handeln führen! Und das ist mir, wie großartig erwähnt, „bei der Transformation der Weltgesellschaft“ im guten urchristlichen Sinn auch im religiösen Sozialismus erforderlich.
„Konvivialismus“ (Börngen BoD 2020) tritt dabei futurabel leben- und erderhaltend entscheidend und kompromißlos für zuallererst Menschenwürde, für eine gesunde Mitwelt, Technik, Wirtschaft und Politik ein.
Mai 2023, Ulrich Börngen, Stuttgart
Entschuldigung, wenn ich hier pro domo eine aktuelle Zusammenfassung, im Druck, beifüge:
„Die Welt ist aus den Fugen geraten. So können wir nicht weiterleben. Seit Jahrzehnten setzt sich weltweit eine neoliberale ökonomische Sicht der gesellschaftlichen und politisch-wirtschaftlichen Welt durch. Sie zerstört soziale und politische Mitmenschlichkeit, das Gesundheitswesen und die Ökosysteme dieser Erde zugunsten der alleinigen kommerziellen und machtbesessenen Regulierungen. Die Welt wird apokalyptisch bedroht durch kapitalistische Wachstumsideologie und utilitaristischen Fortschrittsglauben.
Dem setzen wir unsere Vision von ‚Konvivialismus‘, Börngen BoD 2020, besser zusammenleben, statt einander niederzumetzeln, gegenüber. Sie kann die Welt zum Besseren verändern. Alle menschgedachten „wertvollen Elemente“ der Jahrhunderte in Bezug auf „heilige Eingebungen“, Vernunft in Philosophie und Morallehren sowie Freiheit in politischen Ideologien müssen zur Transformation und Umkehr unseres Lebens führen. Dies bedeutet ein erweiterter Humanismus und eine Politik der Menschenwürde. Letztlich geht es um eine globale Verwirklichung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, religionsverbindend um eine Ökumene der Weltreligionen. 40 Verantwortliche unserer Zeit, darunter Vertreter von acht Weltreligionen, haben dazu in großer Weltverantwortung und bewegender Gemeinsamkeit ihre Sicht darstellen können.
Gefragt ist eine weltweite Vernetzung vieler zivilgesellschaftlicher Bewegungen durch Gedankenaustausch und konvivialistische Zusammenarbeit, eine globale Zivilgesellschaft als Gegenstück zur kapitalistischen Globalisierung. In der Klimakatastrophe hat aktuell ‚absolute Priorität die Senkung des CO2-Ausstoßes und die Nutzung der erneuerbaren Energien anstelle der Kernkraft und der fossilen Energien.‘ „
Tobias Foß
Interessante Beiträge zum Konvivialismus. Ich frage mich: Das bessere Zusammenleben, die weltweite Vernetzung – wie geht dieser Ansatz mit Gegenmächten um, die am todbringenden System der Ausbeutung und Ökonomisierung festhalten wollen? Was wird über zivilen Ungehorsam etwa gedacht? Gibt es Aspekte einer Art von Klassenkampf, d. h. in diesem Fall, dass ein bewusster Umgang mit herrschenden Gegenspielern durchdacht und gelebt wird?
Beste Grüße in großer Neugier
Tobias