Rede des Dekans Prof. Dr. Dr. Bernd U. Schipper zum 150. Geburtstag von Emil Fuchs 13.05.2024
Emil Fuchs war einer der bedeutendsten evangelischen Theologen der DDR. Er hat in seinem
Werk einen Ansatz vertreten, der einerseits von der kirchlichen Praxis, der Gemeindearbeit,
ausging und andererseits an den großen Themen der ev. Theologie ausgerichtet war. Bis ins
hohe Alter hinein hat er theologisch gearbeitet, ich nenne stellvertretend nur seine
Emil Fuchs war einer der bedeutendsten evangelischen Theologen der DDR. Er hat in seinem
Werk einen Ansatz vertreten, der einerseits von der kirchlichen Praxis, der Gemeindearbeit,
ausging und andererseits an den großen Themen der ev. Theologie ausgerichtet war. Bis ins
hohe Alter hinein hat er theologisch gearbeitet, ich nenne stellvertretend nur seine
zweibändige, breit angelegte Christologie aus den Jahren 1959/1960, in der er seinen Blick
auf die zentralen Inhalte der christlichen Glaubenslehre entfaltete.
Emil Fuchs stammte aus einer evangelischen Pfarrerfamilie und hat von 1894-1897 in Gießen
evangelische Theologie studiert. Nach dem zweiten theologischen Examen hat er als Pfarrer
in Rüsselsheim gewirkt.
Bereits in seinem Studium hat sich Emil Fuchs mit dem Werk von Friedrich Naumann und
der sogenannten sozialen Frage befasst – letzteres sollte ein Thema werden, das ihn zeitlebens
beschäftigte. Ich denke nur an seine Studie „Christentum und Sozialismus“ aus dem Jahr 1948
und sein Wirken als Theologieprofessor in der DDR. Aus seinem breiten theologischen Werk
möchte ich ergänzend nur zwei frühe Arbeiten nennen: Seine Studie aus dem Jahr 1901 über
Schleiermachers Religionsbegriff und die philosophisch-theologische Schrift über Fichte,
Schelling und Schleiermacher aus dem Jahr 1906.
Im Jahr 1949 wurde Emil Fuchs als Professor für Systematische Theologie und
Religionssoziologie an die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Leipzig berufen. Angesichts
seiner Bedeutung für die evangelische Theologie und seines Wirkens über die Universität
hinaus hat die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin im Jahr 1964
beschlossen, Emil Fuchs den Grad eines Doktors der Theologie ehrenhalber zu verleihen. Die
Zeremonie fand heute vor sechzig Jahren, am 13. Mai 1964 statt.
In der Urkunde wurden die besonderen Leistungen von Emil Fuchs gewürdigt und ich erlaube
mir, kurz aus der Urkunde zu zitieren. Emil Fuchs wurde gewürdigt als: „unermüdlicher Rufer
nach sozialer Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Völkern“, als „Verteidiger der
Menschlichkeit ohne Ansehen der Religion und der politischen Einstellung“ und „weiser und
geduldiger Lehrer und Freund aller, die nach echter Bildung und Erkenntnis der
Wahrheit streben“.
Das sind große Worte für einen bedeutenden Gelehrten. Emil Fuchs steht mit dieser
Würdigung für zeitlose Ideale – Ideale, die auch heute von Bedeutung sind und die es gilt, für
zukünftige Generationen zu bewahren.
Insofern gedenkt die Theologische Fakultät der Berliner Humboldt-Universität am heutigen
Tag, dem 150. Geburtstag von Emil Fuchs, mit Dankbarkeit und Anerkennung ihres
Ehrendoktors.